Mal was anderes
sehen, ein bisher noch unbekanntes Gewässer befahren, war Mitte August
das Ziel von 6 Kanuten der ETV. Wir beschlossen dazu nach Lübeck zu
fahren, weil uns dort unsere Paddelkollegen vom VKL im letzten Herbst (an
einem Tag mit Dauerregen) so freundlich ihr Kanuheim zur Verfügung
gestellt hatten. Da wir im Vorjahr die Gewässer Kanaltrave, Stadttrave,
Stadtgraben und Wakenitz bereits befahren hatten, sollte es diesmal die
Untertrave sein.
Eigesetzt haben wir vom Priwall aus, wo der VKL am Passathafen einen Stützpunkt
mit Bootshaus, Zeltplatz und Steg besitzt. So hatten wir die schwierigste
Aufgabe gleich am Anfang zu bewältigen. An der Enge zwischen Travemünde
und Priwall gibt es keine Betonnung, so dass man davon ausgehen muss, dass
sich das Fahrwasser über die gesamte Flussbreite erstreckt. Um uns nicht
als "Geisterfahrer" in Gefahr zu bringen, mussten wir also zunächst
den Fluss queren, der hier sehr stark befahren ist, auch von ganz großen
Pötten. Hier waren Geduld und ein Gespür für den richtigen Moment
gefragt. Auch den beiden hier ständig pendelnden Priwallfähren haben wir
dann den Vortritt gelassen. Der Schwächere gibt nach.
Nachdem wir den Travemünder Skandinavienkai hinter uns gelassen hatten,
ging es dann im weiteren Verlauf der Tour sehr ruhig zu. Wir wurden von
einer sehr idyllischen Flusslandschaft belohnt, die mit ihren
Ausbuchtungen an die Schlei erinnert. Auch die Strömungsverhältnisse der
Untertrave ähneln denen der Schlei. Die Strömung hängt mehr vom Wind
und dem Wasserstand der Ostsee ab als vom Flusslauf. Einen sehr heftigen
Regenschauer mussten wir über uns ergehen lassen. Aber es zeigte sich wie
schon oft: Im Gegensatz zu anderen Outdoor-Sportarten wie Radfahren,
Bergwandern oder Laufen, wo der Regen ganz schön nerven kann, verdirbt er
einem beim Kajakfahren die Laune kein bisschen - jedenfalls nicht solange
man im Boot sitzt.
Bei unserer Mittagspause an einem schönen Strand zwischen den Tonnen 17
und 19 hatte der Regen schon längst wieder aufgehört, und wir konnten im
Trockenen picknicken und uns die Beine vertreten. Danach gab es dann aber
kaum noch Möglichkeiten anzulanden. Zwischen Schlutup und Lübeck sind
die Traveufer fast durchgängig befestigt. Für unsere zweite Pause blieb
uns nur ein sehr steiniger Strandabschnitt bei Tonne 35, wo man, um die
Boote zu schonen, im Wasser aus- und einsteigen musste. Höhepunkt der
Fahrt war die Besichtigung des Fischerdorfes Gothmund von der Wasserseite
aus. Hier wäre auch ein Landgang wünschenswert gewesen, aber weil die
Hafengrundstücke alle sehr privat aussahen, haben wir uns nicht getraut
an Land zu gehen.
Nachdem wir einige Kilometer an zwei verschiedenen Typen von
Industriebauten vorbeigefahren waren (alte Ruinen aus rotem Backstein und
neue Klötze aus grauem Wellblech) begrüßte uns dann am späten
Nachmittag Lübecks charakteristische Skyline mit den sieben Kirchtürmen.
Jetzt nur noch links in die Kanaltrave abbiegen, und wir hatten nach 22
Paddelkilometern unser Ziel erreicht. Beim VKL durften wir dann nicht nur
wie abgesprochen Toiletten und Duschen benutzen. Wir bekamen auch Kaffee
angeboten und durften uns in der Bootshalle eine Bierzeltgarnitur
aufbauen, die wir zunächst für Kaffee und Kuchen und später, nachdem
Trailer und Zugfahrzeug nachgeholt waren, für unseren Grillabend nutzten.
Ein gelungener Abschluss für eine gelungene Paddeltour.
Text und Bild: Frank |