Anfang November letzten Jahres rief der
Deutsche Kanuverband (DKV) Drachenbootsportler aus ganz Deutschland auf,
sich für die Drachenboot-Nationalmannschaft in den Altersklassen Junioren
(bis 18 Jahre), Senioren (18 - 40 Jahre) und Master (ab 40 Jahre) zu
bewerben. Zu diesem Zeitpunkt stand für uns schon fest, dass wir uns
dieser Herausforderung stellen wollten. Wir hatten unser Trainingsprogramm
schon seit Wochen auf die bevorstehenden Qualifikationen zugeschnitten.
Bis zu 6 Tage in der Woche trainierten wir Kraft, Kraftausdauer und
Technik sowohl im Kraftraum als auch im Drachenboot oder Outtrigger auf
dem Wasser. Die Bemühungen im Winter wurden belohnt: Nach den
Qualifikationswochenenden in Wuppertal und Duisburg wurden wir in den
Kader der DKV Drachenboot-Nationalmannschaft aufgenommen.
Zusätzlich zu diesem sportlichen Erfolg
kam für uns dann jedoch noch ein ganz besonderes Angebot: Im Rahmen der
Qualifikationswochenenden wurden wir vom Master-Nationaltrainer gefragt,
ob wir nicht bei den Club-Weltmeisterschaften (ICF Dragonboat Club Crew
World Championships – CCWC) in Toronto/Kanada in seinem Wuppertaler
Club-Team „Drag Attack“ mitpaddeln möchten. Und natürlich wollten
wir ... Am 21. Juli war es dann soweit: Im sonnigen und heißen Toronto
(an diesem ersten Wettkampftag wurden Temperaturen um die 40 Grad gemessen
– das war die höchste jemals gemessene Temperatur in Kanada – in den
Tagen danach fühlten sich 30 Grad fast kühl an ...) startete die Club
Weltmeisterschaft.
Tanja und Angelika an der Wettkampfstrecke in
Toronto
Über vier Tage wurden die Rennen sowohl
in den Drachenboot-Standardbooten (20 Sitzer) als auch in Kurzbooten (10
Sitzer) ausgetragen. Vertreten waren Teams aus Kanada, USA, Russland,
China, Deutschland, Frankreich und der Ukraine, die die ausgeschriebenen
Strecken über 200m, 500m und 2000m in unterschiedlichen
Zusammenstellungen absolvierten. Am Ende konnten wir uns zusammen mit
unserem Team über folgende Erfolge freuen:
Angelika:
Zwei
Weltmeistertitel (200m und 500m im Master-Damenboot) und zwei
Silbermedaillen (2000m im Master-Damenboot und 2000m im
Senioren-Damenboot).
Tanja:
Ein
Weltmeistertitel (2000m im Senioren-Mixedboot) und eine Silbermedaille
(2000m im Senioren-Damenboot).
Unsere
Medaillen ...
Da wir uns schon gedacht hatten, dass
uns die Trainings- und Wettkampfzeiten keine Zeit für Freizeitaktivitäten
lassen, hatten wir unsere Reise vorsorglich so geplant, dass wir vor und
nach der Weltmeisterschaft jeweils einen Tag komplett Zeit hatten, uns
Toronto und die Umgebung anzusehen. So konnten wir am ersten Tag einen
Blick über die Stadt vom CN-Tower genießen, bevor wir zu einer
Tages-Kajaktour zu den Toronto Islands auf dem Lake Ontario aufbrachen.
Wenn irgendjemand mal in Toronto ist, sollte er sich das nicht entgehen
lassen. Kaum dass wir vom belebten Hafen aufgebrochen waren und das
Sperrgebiet der wasserseitigen Verlängerung der Start-und Landebahn des
Flughafens umpaddelt hatten, tauchten wir in die wunderschöne kanadische
Landschaft ein und hatten zudem noch einen atemberaubenden Blick auf die
Skyline von Toronto, die mit Sicherheit von keiner anderen Sicht
beeindruckender und vielfältiger ist.
Skyline von Toronto – Sicht von den Toronto
Islands
Der letzte Tag in Kanada führte uns
dann noch zu den 150 km entfernten Niagara-Fällen, die wir uns – wenn
wir schon einmal in dieser Gegend der Welt sind – auf keinen Fall
entgehen lassen wollten. Diese Entscheidung war mit Sicherheit die
richtige! Sich Bilder oder Berichte über diese Wasserfälle in den Medien
anzuschauen ist eine Sache, die Naturgewalten vor Ort zu spüren und zu
erleben ist eine ganz andere Sache. Keiner, der sich von Wasser begeistern
lässt – und da zählt mit Sicherheit jeder Kanute dazu – wird sich
dieser Faszination der Wassermassen, die sich da den Weg vom Eriesee in
den Ontariosee bahnen, entziehen können.
Wasserfaszination
– Niagarafälle
Was nehmen wir von der
Club-Weltmeisterschaft in Toronto mit nach Hause? Mit Sicherheit die
beeindruckenden Erlebnisse in Bezug auf die Naturschönheiten, die sich
einem Wassersportler vor den Toren Torontos eröffnen, und vor allem auch
unbeschreibliche sportliche Eindrücke, die sich nicht in Worte fassen
oder auf Bildern festhalten lassen. Doch nicht nur diese einmaligen
Momente, Gold- und Silbermedaillen an der Küste des Lake Ontarios überreicht
zu bekommen, sondern insbesondere auch die weltübergreifende Begeisterung
für den Drachenbootsport aller beteiligten Athleten und die spannenden
und fairen Wettkämpfe auf der Regattastrecke vor den Toren Torontos
werden uns mit Sicherheit in bleibender Erinnerung bleiben.
Text und Bilder:
Angelika und Tanja
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