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Brandungspaddeln St. Peter-Ording

Die Erwartungen waren bei allen Teilnehmern hoch. Bereits im März hatten sich alle Interessenten in einem Workshop theoretisch mit dem Paddeln auf der Nordsee beschäftigt. Jetzt war der erste Termin auf dem Wasser angesetzt, Paddeln in der Nordseebrandung. Jeder hatte in den letzten Wochen seine eigene Strategie, sich vorzubereiten: Ausrüstung verbessern, viel paddeln oder einfach die Ruhe bewahren - mal sehen, was hilft? Knapp eine Woche vor dem Termin sah es zunächst wettertechnisch nach einer Flaute aus und wir hofften auf etwas Wind, damit sich auch eine Welle bilden kann. Das Wochenende rückte näher, die Windvorhersage besserte sich, mittlerweile sagten alle Wetterberichte eine stramme 5 Bft voraus, das ist für ein Brandungstraining vor der Standbank bei St. Peter-Ording mehr als genug. Der nächste Schreck kam dann per E-Mail. Der Veranstalter hatte nicht bedacht, dass es am Himmelfahrtswochenende am Strand voll wird. Tatsächlich gab es von allen Campingplätzen nur Absagen, so wurde aus dem Wochenende ein Treffen am Sonnabend. Einige unserer Kanuten hatten dann am Freitag doch noch mit viel Glück einen Platz zum Schlafen ergattert, der Rest musste am Morgen anreisen.

Treffen 10:00 Uhr am Strand. Der Wind weht stramm mit den vorhergesagten fünf Windstärken aus Westen und rüttelt an den Fahrzeugen. Die Stimmung ist etwas angespannt, alle bereiten die Boote vor, jetzt helfen nur noch warme Paddelsachen und das Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten. Wir stehen an der Brandungszone, der Wind ist ordentlich, die Wellen der Brandung laufen hoch auf den Strand auf. Zum Glück fangen wir klein an, es gibt eine kleine Wasserfläche ohne Wellen. Hier können sich alle Neulinge unter Aufsicht vergewissern, dass ihre Stütz- und Paddeltechnik effektiv ist. Nun wird es endgültig ernst, es geht in die Welle. Jeder Paddler wird unter Anleitung in die Brandungszone gezogen und bekommt etwas Hilfestellung bei den ersten Wellen. Nach wenigen Versuchen und etwas mehr Welle versucht es jeder - ohne Unterstützung durch die Betreuer - und es klappt hervorragend. Sowohl bei den Betreuern, als auch bei den Begleitern sind alle anfänglichen Bedenken wie weggeblasen, es kappt hervorragend, der Spaßfaktor ist bei allen ab diesem Augenblick gesichert.

Mit auflaufender Tide werden die Wellen schnell ruppiger. Manch einer traut sich weiter hinaus. Bei einigen werden die Versuche sofort mit einer Kenterung quittiert, doch alle sitzen schnell wieder im Boot. In der zweiten Runde am Nachmittag hat die Brandung noch einen ordentlichen Zahn zugelegt. Die Brandungszone sieht nun aus wie ein Pott voller kochendem Wasser. Die Zahl der Kenterungen nimmt rasant zu. Gleichzeitig steigt der Spaß an dem Fahren in der Brandung, man sieht nur zufrieden Gesichter, leider nimmt bei der harten Brandung aber auch die eigene Kraft mit der Zeit schnell ab. Am Ende stehen alle geschafft, aber sehr zufrieden am Rand, sehen auf die tolle Brandung - aber es geht einfach nichts mehr.

Müde ziehen wir unsere Boote zurück zum Parkplatz. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis alle in trockenen Sachen gekleidet und die Boote wieder auf den Dächern der Autos verzurrt sind. Der Wind ist warm und zwischendurch muss man einfach noch einmal mit den Mitpaddlern reden und sich über den tollen Tag freuen. Am Ende sitzen wir noch lange im Windschatten zwischen den Autos, genießen unser Essen vom Grill und natürlich das Kenterbier. Uns ist allen klar: Dieser Samstag hat Folgen, mit hohem Suchtpotential! Wann geht es wieder in die Brandung?  

Bericht + Foto: Thomas